Optimale Wurzelfülltechniken in der Endodontie:

Traditionelle Ansätze und vielversprechende biokeramische Innovationen

Die Endodontie, oder Wurzelkanalbehandlung, ist ein entscheidender Bereich der Zahnmedizin, bei dem die Qualität der Obturation (Wurzelfüllung) von zentraler Bedeutung ist. [...]

Die Endodontie, oder Wurzelkanalbehandlung, ist ein entscheidender Bereich der Zahnmedizin, bei dem die Qualität der Obturation (Wurzelfüllung) von zentraler Bedeutung ist.

 

Wir werden im Folgenden die Wichtigkeit einer soliden Obturation, die Rolle von Bakterien, die Ziele und Anforderungen einer Wurzelkanalbehandlung, sowie die unentbehrliche Funktion von Sealern erörtern. Abschließend stellen wir Ihnen drei gängige Wurzelfülltechniken vor, um Ihnen einen umfassenden Überblick über dieses wichtige Thema zu bieten.

Ziele der Wurzelkanalbehandlung
•    Bakteriendichter und stabiler Verschluss
•    Ideale Kombination: Guttapercha und Sealer

Wichtigkeit einer guten Obturation
•    Grundlage für den Erfolg in der Endodontie
•    Studie von Ng et al.: Vier Schlüsselfaktoren für Erfolg; eine blasenfreie Wurzelfüllung ist einer davon

Qualitätsmerkmale einer guten Obturation
•    Maximale Guttapercha, minimale Sealer-Menge
•    Anpassungsfähigkeit an Kanalwände und Penetration in Dentintubuli

Bakterien und ihre Rolle
•    Hauptgrund für das Scheitern endodontischer Behandlungen
•    Fehlende Abdichtung fördert Bakterienwachstum

Sealer: Warum sie wichtig sind
•    Schafft Barriere zwischen Guttapercha und Kanalwänden
•    Historische Notiz: Fehlender Sealer führte im 20. Jahrhundert zu Parodontitis

Drei gängige Wurzelfülltechniken
•    Laterale Kondensation
•    Warm vertikale Wurzelfüllung
•    1-Stift-Technik

Ziele der Wurzelkanalbehandlung

Das übergeordnete Ziel jeder Wurzelkanalbehandlung ist die Wiederherstellung und Erhaltung des erkrankten oder verletzten Zahnes. Dies wird erreicht durch:


  1. Eliminierung von Bakterien und Infektionen aus dem Wurzelkanalsystem.

  2. Schaffung eines bakteriendichten, stabilen Verschlusses, der das erneute Eindringen von Bakterien verhindert.

  3. Sicherstellung, dass der Verschluss revidierbar, physiologisch toleriert und im Röntgenbild sichtbar (radioopak) ist.

Ziele der Wurzelkanalbehandlung
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Das übergeordnete Ziel jeder Wurzelkanalbehandl...

Das übergeordnete Ziel jeder Wurzelkanalbehandlung ist die Wiederherstellung und Erhaltung des erkrankten oder verletzten Zahnes. Dies wird erreicht durch:


  1. Eliminierung von Bakterien und Infektionen aus dem Wurzelkanalsystem.

  2. Schaffung eines bakteriendichten, stabilen Verschlusses, der das erneute Eindringen von Bakterien verhindert.

  3. Sicherstellung, dass der Verschluss revidierbar, physiologisch toleriert und im Röntgenbild sichtbar (radioopak) ist.

Die Qualität der Obturation, auch Wurzelfüllung genannt, steht im Zentrum einer erfolgreichen endodontischen Behandlung. Ihre Bedeutung manifestiert sich in mehreren Aspekten:

Wichtigkeit einer guten Obturation

Die Qualität der Obturation, auch Wurzelfüllung genannt, steht im Zentrum einer erfolgreichen endodontischen Behandlung. Ihre Bedeutung manifestiert sich in mehreren Aspekten:


Erfolgsfaktoren:

Eine systematische Übersichtsarbeit von Ng et al. (2007)* identifizierte vier Hauptfaktoren, die maßgeblich zum Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung beitragen. Einer dieser Faktoren betont die Notwendigkeit einer Wurzelfüllung, die frei von Luftblasen ist.


Bakterienabwehr:

Bakterien stellen eine Hauptursache für das Scheitern endodontischer Behandlungen dar. Eine hochwertige Obturation, die eine hermetische Abdichtung im Wurzelkanalsystem gewährleistet, verhindert ein günstiges Umfeld für bakterielle Vermehrung.


Instrumentierung und Techniken:

Neben der speziellen Instrumentierung spielen Obturationstechniken eine entscheidende Rolle. Eine erfolgreiche Wurzelkanalbehandlung zielt darauf ab, ein bakteriendichtes und stabiles Verschlusssystem im Wurzelkanal zu erreichen. Hierbei hat sich die Kombination aus Guttapercha und Sealer als besonders effektiv herausgestellt.


Dreidimensionale Abdichtung:

Die optimale Obturation erfordert eine dreidimensionale Füllung des Wurzelkanals, wobei die Menge an Guttapercha maximiert und der Sealer minimiert werden sollte. Hierbei ist das Ziel, eine hohe Anpassungsfähigkeit an die präparierten Kanalwände zu erreichen, sodass das Füllmaterial idealerweise in die Dentintubuli eindringt.


Sealer:

Sealer sind unerlässlich, um eine sichere Barriere zwischen der Guttapercha und den Wurzelkanalwänden zu bilden. Die Bedeutung von Sealern wurde bereits im frühen 20. Jahrhundert erkannt, als unzureichende Obturationen, die nur auf Guttapercha basierten, zu häufigen Entzündungen des Zahnhalteapparats (apikale Parodontitis) führten.


*Ng et al. (2007): Outcome of primary root canal treatment: systematic review of the literature – Part 1. Effects of study characteristics on probability of success, in: International Endodontic Journal, 40, 921–939, 2007.

Eine qualitativ hochwertige Obturation erfüllt mehrere Kriterien: [...]

3 Qualitätsmerkmale einer guten Obturation
Eine qualitativ hochwertige Obturation erfüllt mehrere Kriterien:


  1. Dreidimensionalität: Sie muss alle Bereiche des präparierten Wurzelkanals abdecken, wobei die Menge an Guttapercha maximiert und die Menge des Sealers minimiert wird.

  2. Anpassungsfähigkeit: Das Füllmaterial sollte sich optimal an die präparierten Kanalwände anpassen und idealerweise in die Dentintubuli eindringen können.

  3. Homogenität: Eine optimale Obturation vermeidet die Bildung von Luftblasen und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Füllmaterials.

Bakterien spielen eine kritische Rolle in der Endodontie und insbesondere in Bezug auf die Wurzelkanalbehandlung: [...]

Bakterien und ihre Rolle

Bakterien spielen eine kritische Rolle in der Endodontie und insbesondere in Bezug auf die Wurzelkanalbehandlung:

 

  1. Hauptsache für Misserfolg:
    Es ist anerkannt, dass Bakterien eine der Hauptursachen für das Scheitern endodontischer Behandlungen sind. Ihr Vorhandensein und ihre Aktivität können dazu führen, dass trotz ansonsten korrekt durchgeführter Behandlung erneute Infektionen oder chronische Beschwerden auftreten.

     

  2. Bedeutung der hermetischen Abdichtung:
    Eine der primären Funktionen der Obturation ist es, ein dichtes Verschlusssystem im Wurzelkanal zu gewährleisten. Ohne eine solche Abdichtung bietet der Wurzelkanal ein günstiges Umfeld für die Vermehrung von Bakterien, was das Risiko von Entzündungen und damit verbundenen Komplikationen erhöht. Eine fehlende oder unzureichende Abdichtung eröffnet Bakterien die Möglichkeit den Zahn auch erneut zu besiedeln

     

  3. Vorbeugung:
    Die korrekte Vorbereitung des Wurzelkanals durch Instrumentierung und die Wahl der richtigen Obturationstechnik sind entscheidend, um eine bakteriendichte Abdichtung zu erreichen. Dies verhindert das erneute Eindringen und die Vermehrung von Bakterien im behandelten Wurzelkanal.

     

Diese Punkte verdeutlichen, wie zentral Bakterien in der Endodontie stehen. Ihre effektive Kontrolle und Eliminierung sind daher von höchster Bedeutung für den langfristigen Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung.

Sealer: Warum sie wichtig sind:

Sealer sind essenzielle Bestandteile einer Wurzelkanalobturation, die:


  1. eine sichere Barriere zwischen der Guttapercha und den Wurzelkanalwänden bilden.


  2. mit ihrem hohen ph-Wert dafür sorgen, dass Bakterien im Wurzelkanal langfristig abgetötet werden.


  3. historische Relevanz haben: Im frühen 20. Jahrhundert zeigte sich, dass Obturationen ohne Sealer zu apikaler Parodontitis führen können, wodurch ihre Bedeutung erkannt wurde.

  4. in Zusammenarbeit mit Guttapercha für eine dichte, homogene Wurzelfüllung sorgen, die keine Zwischenräume oder Blasen aufweist.
Sealer: Warum sie wichtig sind:
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Sealer sind essenzielle Bestandteile einer Wurz...

Sealer sind essenzielle Bestandteile einer Wurzelkanalobturation, die:


  1. eine sichere Barriere zwischen der Guttapercha und den Wurzelkanalwänden bilden.


  2. mit ihrem hohen ph-Wert dafür sorgen, dass Bakterien im Wurzelkanal langfristig abgetötet werden.


  3. historische Relevanz haben: Im frühen 20. Jahrhundert zeigte sich, dass Obturationen ohne Sealer zu apikaler Parodontitis führen können, wodurch ihre Bedeutung erkannt wurde.

  4. in Zusammenarbeit mit Guttapercha für eine dichte, homogene Wurzelfüllung sorgen, die keine Zwischenräume oder Blasen aufweist.

Die laterale Kondensation ist eine traditionelle Wurzelfülltechnik in der Zahnmedizin. [...]

Die laterale Kondensation

Die (kalte) laterale Kondensation ist eine traditionelle Wurzelfülltechnik in der Zahnmedizin. Oftmals in zahnmedizinischen Fakultäten gelehrt, beinhaltet sie das Einbringen eines Guttapercha-Stifts in den vorbereiteten Wurzelkanal. Diesem werden sekundäre Guttaperchastifte beigefügt und mittels Spreizer verdichtet. Dank Reibung und Sealer halten die Stifte zusammen. Lange Zeit war diese Methode der Abfüllung der Goldstandard in der Abfüllung, da das Schrumpfen von epoxidharzbasierten Sealern durch eine größere Menge an Guttapercha ausgeglichen wird.

 

Die Methode birgt allerdings auch einige Herausforderungen: Die Wurzelfüllung ist oft inhomogen, da aus sie aus zahlreichen einzelnen Guttapercha-Stiften besteht, die zusammengedrückt werden und der Sealer die Zwischenräume füllt. Bei zu starkem Druck können dabei Wurzellängsfrakturen auftreten. Hinzu kommt, dass diese Wurzelfülltechnik zur Blasenbildung neigt, was die Qualität der Wurzelfüllung beeinträchtig.


Im Vergleich zur Abfüllung mit biokeramischem Sealer oder der 1-Stift-Technik, ist diese Wurzelfülltechnik sehr zeitaufwendig.

Die warm-vertikale Wurzelfüllung ist eine fortschrittliche Methode in der Endodontie. [...]

Die warm-vertikale Kondensation

Bei der warm-vertikale Wurzelfüllung ist eine sehr fortschrittliche Methode in der Endodontie. Bei dieser Methode wird in Hauptguttaperchapoint mittels Sealer im Wurzelkanalbefestigt wird. Die Guttaperchaspitze wird dabei mit einem Heatplugger ca. 3 mm hinter dem Apex abgetrennt und kompaktiert. Dadurch entsteht ein apikaler Stopp und die weitere Abfüllung findet statt.

 

Das Konzept der warm-vertikalen Wurzelfüllung zur Verbesserung der Homogenität der Obturation wurde von Schilder in den 1960er Jahren eingeführt. Sein Ziel war es, eine Technik zu entwickeln, die ein homogenes, stabiles, kompatibles Material ergibt, das an die vielfältige und komplexe Anatomie des Wurzelkanalsystems angepasst ist. Durch die Erwärmung der Guttapercha wird eine deutlich geringere Menge an Sealer verwendet. Seit der Einführung der Schilder-Technik haben sich weitere speziellere Verfahren entwickelt, bei denen erhitzte Guttaperchaspitzen zum Einsatz kommen, z. B. die trägerbasierte Wurzelfülltechnik.


In Studien, die diese beiden Techniken vergleichen, wurde die Vollständigkeit der Wurzelfüllung, die Dichte und das Mikroleckage bewertet - allesamt Faktoren, die für eine erfolgreiche Obturation eine wichtige Rolle spielen. Diese Vergleiche zeigten, dass thermoplastische Techniken der kalten lateralen Kondensation überlegen waren. Da die initialen Anschaffungskosten recht hoch sind, ist diese Methode eher für fortgeschrittene Endodontologen zu empfehlen.


Warm-vertikale Wurzelfüllung Step by Step

 

  • Step 1 Vorbereitung: Nach erfolgreich durchgeführter Wurzelkanalaufbereitung den Masterpoint mit Sealer (KometBioSeal) benetzen und in den Kanal einführen.
  • Step 2 DownPack: Mit der DownPack Heizspitze überschüssige Guttapercha bis zum Pulpakammerboden abtrennen.
  • Step 3: Anschließend mit der Heizspitze bis ca. 3 mm vor dem Apex die Guttapercha abtrennen und z. B. mit einem Handplugger verdichten.
  • Step 4 BackFill: Das mittlere und koronale Wurzelkanaldrittel in kurzen Schüben (ca. 3 mm) mit der BackFill Pistole auffüllen. Zwischendurch immer wieder mit einem Handplugger verdichten, um eine homogene Füllung zu erhalten.

Die 1-Stift-Technik mit biokeramischem Sealer

Die 1-Stift-Technik mit biokeramischem Sealer
Die 1-Stift-Technik ist eine bewährte Methode zur effektiven Abdichtung von Wurzelkanälen und zur Verhinderung von erneuten Infektionen. Die Bezeichnung "1-Stift-Technik" verweist auf die Verwendung eines einzigen Guttaperchastifts der im Wurzelkanal zur Versiegelung eingebracht wird. Sie bietet den Vorteil, dass sie vergleichsweise einfach und zeitsparend ist.


Vorteile des biokeramischen Sealers
Der Vorteil von biokeramischen Sealern ist, dass sie während des Abbindeprozesses (im Vergleich zu epoxidharzbasierten Sealern) dimensionsstabil sind, d. h. es ist nicht notwendig eine maximale Menge an Guttapercha in den Kanal einzubringen. Neben seiner biokompatiblen und bakteriziden Art sorgt das biokeramische Material für eine robuste Abdichtung des Wurzelkanals und minimiert so Infektionsrisiken. Zudem fördert es eine zügige Heilung und Geweberegeneration, da es weniger reizend wirkt. Die biokeramische Wurzelfüllung zeigt sich als effektive, zukunftsorientierte Lösung mit zahlreichen Vorteilen in der Endodontie.


Damit ist diese Wurzelfülltechnik sowohl für Spezialisten, als auch für Endo-Einsteiger geeignet.


1-Stift-Technik Step by Step

 

  • Step 1: Vorbereiten: Der Wurzelkanal wird mit entsprechenden Instrumenten aufbereitet.
  • Step 2: Trocknung des Kanals mit formkongruenten Papierspitzen
  • Step 3: Wurzelkanalsystem wird mit Sealer (KometBioSeal) aufgefüllt
  • Step 4: Guttaperchastift in pumpenden Bewegungen auf Arbeitslänge einbringen und bspw. mit dem DownPack auf Höhe des Pulpakammerbodens kürzen.
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